Als eine der ältesten und traditionsreichsten Musikkapellen von Südtirol feiert die Musikkapelle Wangen dieses Jahr ihr 225. Bestandsjubiläum. Immer schon hat die Musikkapelle eine wesentliche kulturelle Aufgabe im Dorf übernommen und kirchliche wie weltliche Feste und Feiern durch ihre Musik verschönert und bereichert.
Das wichtigste Datum für die Musikkapelle Wangen steht in einer alten Kirchenrechnung von Gissmann. Der damalige Pfarrer Jakob Maier vermerkt unter den Ausgaben am 2. Juli 1797: Besoldung von 12 Gulden für die Musikanten aus Wangen. Aufgrund dieser Eintragung im Pfarrbuch kann die Musikkapelle im Jahr 2022 auf das 225jährige Bestehen zurückblicken. Um das Jahr 1825 gab es in Wangen (Wangen war bis 1928 eine eigenständige Gemeinde zusammen mit Oberinn und Sill) sogar zwei Musikkapellen. Die alten Musikanten spielten, wie damals üblich noch alles auswendig, während die andere Kapelle bereits nach Noten musizierte.
Die Musikkapelle Wangen hielt bis zum Jahre 1985 die Musikproben im alten Schießstand, ehe die ca. 35 Musikanten in das neue Gemeinschaftshaus einziehen konnten. Während des ersten Weltkrieges musste die Musikkapelle ihre Tätigkeit einstellen, weil viele ihrer Musikanten in den Krieg eingezogen wurden. Bis zum Jahre 1932 wurden bei den Prozessionen immer weltliche Märsche gespielt. Pfarrer P. Arbogast Reiterer O.T. führte daraufhin die vier Absamer Prozessionsmärsche von Georg Kaltschmid ein.
Am Fronleichnamsfest 1935 trat die Kapelle erstmals in der schönen Rittner Tracht auf. Im Jahre 1963 stand eine einschneidende Neuerung in der Kapelle an: Es wurden neue Instrumente in Normalstimmung bei der Firma Oberhollenzer in Brixen angekauft.
Bis in das Jahre 1825 kann die Reihenfolge der Kapellmeister zurückverfolgt werden. Meistens waren es Lehrer, die im Dorf unterrichteten und auch die Kirchenorgel spielten. Der berühmteste davon war wohl Alois Zöggeler aus Hafling, der 1873 den Filialverein Ritten des Bezirks Cäcilienvereins Bozen gründete. 1877 kam er als Chorregent an die Stadtpfarrkirche ins bayerische Burghausen, wo er auch Chormeister der Liedertafel war. Von Zöggeler sind noch Original handschriftliche Noten für einen Trauermarsch vorhanden, den er am 1. Dezember 1869 schrieb.
Besondere Auftritte der Musikkapelle Wangen waren die Hundertjahrfeier der Tiroler Freiheitskämpfe von Anno 1809. Am 29. August 1909 fuhr die Musikkapelle mit dem Zug in die Tiroler Landeshauptstadt nach Innsbruck und wirkte bei den Feierlichkeiten mit. Auch bei der 150 Jahrfeier des Herz-Jesu-Gelöbnisses 1946 in Bozen spielte die Musikkapelle bei der Prozession durch die Grieser Lauben. Ebenso war die Musikkapelle bei der politischen Kundgebung der Südtiroler Volkspartei auf Schloss Sigmundskron im Jahre 1946 mit dabei.
Seit dem
Barthlmastag (24. August) 1927 spielt die Musikkapelle Wangen auf der Rittner Alm beim beliebten Rittner Almmarkt und verköstigt auch die vielen Gäste aus nah und fern. Seit dem Jahre 1975 besteht zwischen der Musikkapelle Wangen und dem Musikverein Dietmannsried im Allgäu eine enge Freundschaft. Durch die vielen Begegnungen und durch die Verschiedenartigkeit der Musizierweise der beiden Kapellen ist viel Freude in Südtirol und im Allgäu vermittelt worden. Am 19. März 1988 fand das erste Josefikonzert unter dem damaligen Kapellmeister Konrad Kofler im Gemeinschaftshaus Wangen statt. Die erste Musikantin bei der Musikkapelle Wangen war Erika Kofler. Sie spielte Querflöte ab dem Jahre 1986. Einen großen Stellenwert innerhalb der Kapelle nimmt die Ausbildung von Jung- musikanten*innen ein. In früherer Zeit wirkten die Kapellmeister als Musiklehrer. Seit dem Jahre 1985 werden die Jugendlichen durch die Musikschule Ritten ausgebildet.
Seit dem Jahre 2009 hat die Kapelle ein schönes neues Musikprobelokal im Gemeinschaftshaus Wangen.
Derzeit steht der Kapelle David Winkler als Obmann vor. Die musikalische Leitung liegt in den Händen von Kapellmeister Günter Kofler. Zum diesjährigen Jubiläumsjahr „225 Jahre Musikkapelle Wangen 1797 - 2022“ stehen einige Veranstaltungen an.
Jubiläen sind Erinnerung an Vergangenes, aber auch ein Auftrag für Kommendes. Möge die Jubelkapelle auch weiterhin viele Menschen mit ihrem Spiel erfreuen und die vielfältigen kulturellen und sozialen Aufgaben zum Wohle der Dorfgemeinschaft erleben.